Jahrbücher für Geschichte Osteuropas: jgo.e-reviews 4 (2014), 2 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz
Verfasst von: Thekla Musäus
Vanhan Suomen arkistot – Arkiven från Gamla Finland. Toimittaneet – Redigerad av Eljas Orrman & Jyrki Paaskoski. Helsinki: SKS, 2012. 400 S., 31 Abb. = Arkistolaitoksen yleisluettelo – Översiktskatalog för Akivverket, 6. ISBN: 978-952-222-382-1.
Im Jahre 1721 gewann Russland „Altfinnland“, das Gebiet der karelischen Landenge nördlich St. Petersburgs, von Schweden. Dieses blieb bis 1812 eine eigenständige Provinz des russischen Reiches.
In einem Übersichtskatalog über das Archivmaterial, das aus dieser Zeit für Altfinnland vorhanden ist, stellen finnische Historiker unter der Leitung von Eljas Orrman und Jyrki Paaskoski die Materiallage dar und geben ausführliche verwaltungshistorische Erläuterungen.
Teil 1, die verwaltungshistorische Übersicht, macht die komplexen Zusammenhänge deutlich, in die die Archivalien verstrickt sind: Nicht nur hatten die letzten zweihundert Jahre, nachdem die Provinz innerhalb des Verbandes des Zarenreichs in das finnische Großfürstentum eingegliedert worden war, mit Kriegen, Grenzverschiebungen und der Blockkonfrontation teilweise verheerende Folgen für die Archivalien. Auch im Innern war die beschriebene Epoche reich an Umbrüchen: Hatten die Reformen Peters I. eher kosmetischen Einfluss auf die aus der Schwedenzeit übernommenen Verwaltungsstrukturen (1.1), bewirkten die großangelegten Veränderungen unter Katharina II. die Abschaffung vieler Instanzen und deren Ersetzung durch neue (1.3), die allerdings Katharinas Sohn Pavel I. in seiner vierjährigen Herrschaftszeit wieder rückgängig machte (1.4). Die ständige Spannung zwischen Kontinuität und Wandel wird ebenso beim Übergang von einer eigenständigen Provinz zu einem Teil des finnischen Großfürstentums aufgezeigt (1.5).
Der Schwerpunkt des Werkes ist die Beschreibung der Verwaltungsinstitutionen und ihrer Archivalien für alle gesellschaftlichen Bereiche von der Kirchgemeinde bis zu den höchsten provinzialen Verwaltungsebenen im ländlichen Bereich und in der traditionsreichen Provinzhauptstadt Viipuri (3). Dabei ist eine gewisse Redundanz zwischen dem historischen Gesamtüberblick und dieser Aufschlüsselung unvermeidlich. Die detaillierte Systematisierung mit bis zu vier durchnummerierten Unterrubriken und insgesamt neunzehn Einzelkapiteln ist für den Leser teilweise eher verwirrend als hilfreich, zumal sich zu den systematischen Kapitelüberschriften inhaltliche Zusatztitel gesellen, die der Systematisierung zwar untergeordnet sind, im Layout jedoch stärker ins Auge fallen.
Ein großes Verdienst der an dem Band beteiligten Historiker ist die sorgfältige Erfassung aller irgend greifbaren Archivbestände mit Angabe von Umfang, Katalognummern und Art der Archivalien. Besonders die Berücksichtigung der russischen Archive wird dem interessierten Historiker lange Zeit unzugängliche Informationen erschließen können. Die Nutzung des vielsprachigen Archivmaterials – neben Russisch, Schwedisch und Finnisch war auch das Deutsche wichtige Amtssprache (s. Anhang 7) – soll auch durch die parallele Aufführung der Institutionenbezeichnungen in den verschiedenen Sprachen erleichtert werden. Für die russischen Termini wäre allerdings ein sorgfältigeres Lektorat der Transkription wünschenswert gewesen, um etwa den sechsstimmigen Stadtrat (šestiglasnaja gorodskaja duma) nicht zu einem sechsäugigen (šestiglaz(n)aja) werden zu lassen (S. 275).
Benutzerfreundlich gedacht ist auch die Angabe von Internetadressen digital zugänglichen Archivmaterials. Es bleibt zu hoffen, dass diese Angaben nicht allzu schnell durch Neuentwicklungen in der digitalen Welt überholt werden.
Einschließlich aller Karten, Tabellen und Bildunterschriften ist der Band zweisprachig auf Schwedisch und Finnisch gefasst, was das präsentierte Archivmaterial vielleicht einem größeren Forscherkreis zugänglich macht. Eine russischsprachige Zusammenfassung zumindest der einführenden Kapitel hätte sogar dem einen oder anderen russischen Forscher neue Anhaltspunkte für seine Arbeit bieten können – sie fehlt jedoch leider.
Zitierweise: Thekla Musäus über: Vanhan Suomen arkistot – Arkiven från Gamla Finland. Toimittaneet – Redigerad av Eljas Orrman & Jyrki Paaskoski. Helsinki: SKS, 2012. 400 S., 31 Abb. = Arkistolaitoksen yleisluettelo – Översiktskatalog för Akivverket, 6. ISBN: 978-952-222-382-1, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Musaeus_Orrman_Paaskoski_Vanhan_Suomen_arkistot.html (Datum des Seitenbesuchs)
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