Jahrbücher für Geschichte Osteuropas: jgo.e-reviews 2 (2012), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz
Verfasst von: Edgar Hösch
A. A. Aronov: Russkoe Predvozroždenie. [Die russische Frührenaissance.] Monografija. Moskva: Ėkon-Inform, 2009. 208 S. ISBN: 978-5-9506-0445-4.
Der Begriff der Protorenaissance ist u.a. von D. S. Lichačev während der Hochphase der ost-westlichen politischen und ideologischen Konfrontationen als Epochenbezeichnung in die sowjetische Altrussland-Forschung eingeführt worden (vgl. M. T. Petrov: Problema Vozroždenija v sovetskoj nauke. Spornye voprosy regional’nych renessansov. Leningrad 1989). Eine kritische Reflexion dieses Forschungsansatzes oder eine inhaltlichen Präzisierung des Terminus sucht man in der vorliegenden Darstellung vergeblich. Sie ist für einen breiteren Leserkreis bestimmt, der wissenschaftliche Anspruch ist eher bescheiden. Der Verfasser, Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte, Kulturgeschichte und Museumskunde an der Moskauer Staatlichen Universität der Kulturen und Künste, tritt als Interpret einer betont patriotischen Geschichtsbetrachtung auf, die den kulturellen Aufschwung während des 14. Jahrhunderts im Novgoroder Raum und während des 15. Jahrhunderts in Vladimir-Suzdal’ bzw. in Moskau als Glanzleistungen der Schöpferkraft des russischen Volkes rühmt. Seine Wertungen kennen nur Superlative. Zur Begründung begnügt er sich damit, seitenweise Zitate aus älteren russischen und sowjetischen Standardwerken zur Kultur- und Kunstgeschichte aneinanderzureihen. Im Unterschied zu vergleichbaren Darstellungen der sowjetischen Geschichtsschreibung räumt er den Traditionen des heiligen Russland und dem Anteil der orthodoxen Kirche am kulturellen Leben einen sehr hohen Stellenwert ein. Neben dem „goldenen Zeitalter der Ikonenmalerei“ (S. 155–199) widmet er dem Mönchtum in der Nachfolge des Sergej von Radonež einen sehr umfangreichen Überblick (S. 96–155), in dem die Geschichte ausgewählter Klostergründungen bis in die Gegenwart fortgeführt wird. Obwohl der Verfasser Herausgeber eines biographischen Lexikons zu den Ausländern in Russland ist (Inostrancy v russkoj kul’ture. Moskva 2010), wird der westliche Einfluss in der Handelsmetropole Novgorod kaum thematisiert und der Beitrag italienischer Architekten zum Ausbau des Moskauer Kremls im abschließenden Teil nur sehr summarisch abgehandelt (S. 199–203). Der Text endet abrupt mit einer Auflistung weiterführender Literatur zu den einzelnen Architekturdenkmälern.
Edgar Hösch, Würzburg
Zitierweise: Edgar Hösch über: A. A. Aronov: Russkoe Predvozroždenie. [Die russische Frührenaissance.] Monografija. Moskva: Ėkon-Inform 2009. 208 S. ISBN: 978-5-9506-0445-4, http://www.oei-dokumente.de/JGO/erev/Hoesch_Aronov_Predvozrozdenie.html (Datum des Seitenbesuchs)
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