Jahrbücher für Geschichte Osteuropas

Ausgabe: 59 (2011) H. 3

Verfasst von: Francine-Dominique Liechtenhan

 

Zakonodatel’stvo imperatricy Elizavety Petrovny. Sostavitel’ i avtor vstupitel’­noj stat’i Vladimir A. Tomsinov. Moskva: Izdat. Zercalo, 2009. 257 S. = Russkoe juri­dičeskoe nasledie. ISBN: 978-5-8078-0167-8.

Das Zeitalter der russischen Kaiserin Elizaveta Petrovna (1741–1761) ist bis jetzt wenig erforscht. Nur eine kleine Zahl wissenschaftlicher Arbeiten behandelt die verschiedenen Aspekte ihrer Regierungszeit.

Die Publikation einer Auswahl von Ukazen ist demnach sehr zu begrüßen, leider entspricht die Präsentation aber nicht den heutigen Ansprüchen der Forschung. Der Herausgeber, Vladimir A. Tomsinov, hat es nicht als nötig empfunden, die verschiedenen Dekrete, deren Auswahl ebenso infrage zu stellen ist, mit Fußnoten zu erläutern. Der Großteil der Gesetze jener Zeit, insgesamt 2918 an der Zahl, ist in den Bänden 11 bis 15 des zwischen 1830 und 1839 in St. Petersburg gedruckten „Polnoe sobranie zakonov Rossijskoj Imperii“ veröffentlicht. Die meisten wurden vom Senat erlassen, viele stammen auch von Elisabeth selbst, der Heilige Synod unterschrieb ebenfalls mehrere Texte. Der Herausgeber hat sich nicht die Mühe gemacht, näher zu untersuchen, inwieweit die Ukaze dieser verschiedenen Instanzen auch thematisch zu gliedern sind, geschweige denn, eine Statistik aufzustellen. Die Kaiserin überließ innenpolitische Fragen dem Senat und konzentrierte sich auf Diplomatie und Kultur, etwa die Baupolitik. In seinem kurzen Vorwort rechtfertigt Vladimir A. Tomsinov seine Auswahl von sieben großen Themenbereichen: 1) juristische und ideologische [sic!] Aspekte von Elisabeths Thronbesteigung; 2) Akten zu Erziehung und Wissenschaft; 3) Regierungsfragen; 4) rechtliche Aspekte; 5) Bestrafung von Verbrechen; 6) Außenpolitik; 7) religiöse Fragen. Diese Gliederung wird jedoch durch die chronologische Anordnung der in diesem Buch veröffentlichten Ukaze wieder konterkariert; der Leser kann so kaum die großen Linien der Gesetzgebung erfassen.

In seinem Vorwort, in dem er vor allem Ključevskij und Solov’ev zitiert, geht Tomsinov auf Elisabeths Staatsstreich und die darauf folgenden Manifeste ein und insistiert dabei auf der Legitimität der Thronfolge Elisabeths als Tochter Peters des Großen. In diesem Zusammenhang versäumt er es jedoch, die genaueren Umstände der Thronbesteigung Elisabeths zu erwähnen, so etwa den von Frankreich angefachten Krieg des Russländischen Reiches mit Schweden, in dessen Folge die russischen Truppen die Hauptstadt verlassen mussten. Als zweiten Schwerpunkt des Vorworts hat Tomsinov die Umstrukturierung der russländischen Akademie der Wissenschaften anno 1747 und die Gründung der Moskauer Universität (1755) gewählt, ohne aber die neuesten Forschungsergebnisse zu berücksichtigen (z.B. die Arbeiten von Irina Ku­la­kova). Auf die anderen thematischen Schwerpunkte der Edition geht er überhaupt nicht ein, sondern schließt sein Vorwort mit drei Ukazen ab, in denen die Kaiserin befiehlt, in ihren verschiedenen Schlössern Katzen gegen die Mäuseplage einzusetzen!

Es ist vor allem zu bedauern, dass Tomsinov sich nicht intensiver mit der Innenpolitik befasst hat, wie es vor Jahren der Amerikaner James F. Brennan in seiner 1987 in New York erschienenen Monographie Enlightened Despotism in Russia. The reign of Elisabeth, 1741–1762 getan hat. Immerhin war Elisabeth die erste Monarchin, die de facto die Todesstrafe aufhob. Auch rief sie bereits über zehn Jahre vor Katharina eine Gesetzeskommission ins Leben, welche die verschiedenen erlassenen Ukaze ordnen und vervollständigen sollte. Auch betrieb sie – wie dann Katharina – eine Immigrationspolitik, indem sie Serben an den südlichen Grenzen des Reichs ansiedelte. Auch die Bauernfrage hätte erörtert werden sollen, denn mehrere Erlasse sollten, zum Beispiel durch Steuererleichterungen, deren Los verbessern, auch wenn dies in der Realität wenig Verbesserungen bewirkte.

Tomsimovs Unternehmen ist sicher lobenswert, doch sollte er sich von Historikern beraten lassen, damit die folgenden Bände echte wissenschaftliche Hilfsmittel sein können.

Francine-Dominique Liechtenhan, Paris

Zitierweise: Francine-Dominique Liechtenhan über: Zakonodatel’stvo imperatricy Elizavety Petrovny. Sostavitel’ i avtor vstupitel'noj stat’i Vladimir A. Tomsinov. Izdat. Zercalo Moskva 2009. = Russkoe juridičeskoe nasledie. ISBN: 978-5-8078-0167-8, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/Rez/Liechtenhan_Zakonodatelstvo_imperatricy.html (Datum des Seitenbesuchs)

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