Vom 12. bis 16. November 2008 fand anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Historischen Fakultät der Ural-Universität in Ekaterinburg (Russland) eine wissenschaftliche Konferenz statt. Ein 13köpfiges Organisationskomitee (N.N. Baranov, N.V. Bugrova, V.V. Vysokova, O.A. Gonina, S.V. Gorškov, S. Ju. Zyrjanova, L.N. Mazur, D.A. Redin, Ju. A. Rusina, V.P. Stepanenko, A.V. Černouchov) unter der Leitung des Rektors der Universität, D.V. Bugrov, und des Dekans der Historischen Fakultät, V.A. Babincev, war für die Durchführung der Tagung verantwortlich, auf der in sechs Sektionen („Historiographie und historisches Gedächtnis: Schulen und Traditionen“; „Die historische Quelle: Vom Bleisiegel zum elektronischen Dokument“; „Zentrum und Region in der historischen Entwicklung: Probleme vergleichender Forschungen“; „Staat und Gesellschaft: Dynamik der Wechselwirkung in historischer Retrospektive“; „Staat und Gesellschaft: Das russische Modell der Wechselwirkung“) an die siebzig Kurzvorträge gehalten wurden. Diese beruhten auf wissenschaftlichen Beiträgen, die in dem rechtzeitig zum Jubiläum erschienenen Konferenzband (Rossija i mir: Panorama istoričeskogo razvitija. Sbornik naučnych statej, posvjaščennyj 70-letiju istoričeskogo fakul’teta Ural’skogo gosudarstvennogo universiteta im.A.M.Gor’kogo. Ekaterinburg 2008) publiziert sind. Einer guten russischen Tradition folgend, bediente sich die ganz überwiegende Mehrzahl der Konferenzteilnehmer des zeitlich auf ca. 10-15 Minuten begrenzten freien Vortrags, an den sich in der Regel eine lebhafte Diskussion anschloss. Das weitgefächerte Themenspektrum reichte von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, von den spartanischen Skiriten (A.V. Zaikov) bis zum Samizdat als Phänomen der Dissidentenkultur (Ju. A. Rusina), von der Mentalitätsgeschichte des Mittelalters in den Werken russischer Mediävisten des 19. Jahrhunderts (R.S. Seleznev) bis zu den 2.-Weltkriegsgefangenen auf dem Ural (V.P. Motrevič), vom Karamzinschen Konservativismus (N.N. Alevras) und der Rankeschen Methodik (N.N. Baranov) bis zu den antireligiösen Kampagnen der 20er Jahre gegen die Altgläubigen im Uralraum (Ju. V. Borovik), um nur einige Vorträge zu nennen. Während der beziehungsgeschichtliche Aspekt, anders als der Titel des Konferenzbandes erwarten lässt, eher eine marginale Rolle spielte, bildete der Blick auf den uralisch-sibirischen Raum, der traditionellen Orientierung der Sverdlovsker bzw. Ekaterinburger universitären Geschichtsforschung gemäß, einen deutlichen Schwerpunkt innerhalb der Tagungsbeiträge.
Das glanzvolle Beiprogramm mit großem Festbankett und einem von Studentenschaft und Lehrkörper gestalteten Abend mit Aufführungen in historischen Kostümen und modernen Tanz- und Gesangseinlagen im „Theater der Musikkomödie“ rundete das von breiter öffentlicher Aufmerksamkeit begleitete Ereignis, das die Historische als die „beste Fakultät“ in ein helles Licht rückte, eindrucksvoll ab.
Hartmut Rüß, Münster
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