Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 4 (2014), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Verfasst von: Georg Wurzer

 

Lawrence Sondhaus: World War One. The Global Revolution. Cambridge, New York, Melbourne [usw.]: Cambridge University Press, 2011. XV, 544 S., 48 Abb., 14 Ktn.  ISBN: 978-0-521-73626-8.

In diesem umfangreichen Werk hat sich Lawrence Sondhaus, Professor für Geschichte an der Universität von Indianapolis, das ehrgeizige Ziel gesetzt, einen Überblick über den Ersten Weltkrieg zu geben, der vor allem dessen globale Dimension berücksichtigt.

Seine Gliederung in 15 Kapitel, die einem groben chronologischen und geographischen Raster folgt, kann überzeugen. Der Zeitraum der Darstellung reicht von den Ursprüngen des Krieges bis zu seinen Folgen in den heutigen Tagen. Zum einen schildert er sehr detailliert die militärischen Vorgänge, wobei er den Personen der jeweiligen Schlachtenlenker und bei den Mittelmächten den Beziehungen zwischen deutschen und österreichisch-ungarischen Feldherren besonderes Gewicht für den Ausgang der Kämpfe beimisst. Aber auch der Alltag der Soldaten und die Heimatfront auf beiden Seiten finden ausreichende Berücksichtigung. Den Anspruch, die globale Verflechtung des Krieges darzustellen, erfüllt Sondhaus bis auf wenige Marginalien wie die Auswirkung des Krieges auf die Wirtschaft der lateinamerikanischen Länder und des neutralen Skandinaviens vorbildlich. So erfährt man über die Ausstrahlungen der Vorgänge in Europa bis nach Darfur (Sudan), Somaliland oder Abessinien. Auch das Osmanische Reich findet seinen Platz in der Darstellung, und es wird auf den Völkermord an den Armeniern eingegangen. Bei den Mittelmächten fällt eine besondere Berücksichtigung Österreich-Ungarns auf, was angesichts der speziellen Expertise des Autors nicht verwunderlich ist. Das Ziel, die weitgreifenden Umwälzungen, die der Krieg initiierte, deutlich zu machen, erreicht der Verfasser ebenfalls. Dabei beschränkt er sich nicht auf die gängigen Narrative (Revolution in Russland, Kriegseintritt der USA), sondern geht auch auf die Folgen des Krieges für den Nahen Osten oder auf den Wandel der Beziehungen der Geschlechter in Europa und den USA ein.

Sondhaus stützt sich bis auf wenige Ausnahmen auf englischsprachige Sekundärliteratur, und dies ist das größte Defizit des Buches, das den Anspruch hat, ausgewogen auch den Standpunkt der Mittelmächte zu beleuchten. Der Verfasser versucht aber, beiden Seiten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sieht man von einigen vergröbernden Aussagen in den allgemeinen Schlussfolgerungen am Ende des Bandes ab. So berichtet er dort fast ausschließlich von Verstößen der Mittelmächte gegen das Völkerrecht oder führt aus, die Alliierten hätten weit weniger Verantwortung für den Ausbruch des Krieges getragen (S. 506).

Das Werk ist auch als Lehrbuch für Studierende gedacht, was sich u.a. an den Literaturempfehlungen am Ende jedes Kapitels ablesen lässt. Diese Lektürehilfen betreffen aber ausschließlich englischsprachige Bücher, so dass sie für das mitteleuropäische Publikum zu spezifisch sind. Daher kann das Werk von Sondhaus durchaus als Überblick über den Ersten Weltkrieg dienen. Um es aber für eine weitere Leserschaft interessant zu machen, müsste es in Hinblick auf die verwendete Literatur besser ausbalanciert werden.

Georg Wurzer, Tübingen

Zitierweise: Georg Wurzer über: Lawrence Sondhaus: World War One. The Global Revolution. Cambridge, New York, Melbourne [usw.]: Cambridge University Press, 2011. XV, 544 S., 48 Abb., 14 Ktn. ISBN: 978-0-521-73626-8, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Wurzer_Sondhaus_World_War_One.html (Datum des Seitenbesuchs)

© 2014 by Institut für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg and Georg Wurzer. All rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact jahrbuecher@ios-regensburg.de

Die digitalen Rezensionen von „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews“ werden nach den gleichen strengen Regeln begutachtet und redigiert wie die Rezensionen, die in den Heften abgedruckt werden.

Digital book reviews published in Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews are submitted to the same quality control and copy-editing procedure as the reviews published in print.