Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 3 (2013), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Verfasst von: Georg Wurzer

 

Verena Moritz / Hannes Leidinger: Die Russische Revolution. Wien, Köln, Weimar: Böhlau, 2011. 108 S. = UTB Profile, 3490. ISBN: 978-3-8252-3490-4.

Die Reihe UTB Profile, in deren Rahmen der vorliegende dünne Band erschienen ist, willklar-knapp-konkretüber wesentliche Wissensgebiete informieren. Solche Einführungen für das breite Publikum mit geringen oder keinen Vorkenntnissen zu schreiben, ist eine besondere Kunst. Moritz und Leidinger (Wien) meistern diesen Spagat zwischen Popularität und Wissenschaftlichkeit für dietrotz des anderslautenden Titels drei russischen Revolutionen zu Beginn des letzten Jahrhunderts vorbildlich.

Zunächst diskutiert Moritz, die bis auf das fünfte Kapitel das gesamte Werk verfasst hat, die Anwendbarkeit des Begriffes Revolution auf die Vorgänge in Russland. Als besonders gelungen können das dritte Kapitel, das als Hauptteil der Arbeit die Abfolge der Ereignisse in den Revolutionen von 1905/7 und von Februar und Oktober 1917 schildert, und der vierte Abschnitt, in dem das chronologische Prinzip durchbrochen und die Oktoberrevolution mit dem anschließenden Bürgerkrieg in eine Krisen- und Kriegsgeschichte seit 1914 eingebettet wird, gelten.

Zu kursorisch und damit dem Sujet nicht ganz gerecht werdend sind der Literaturüberblick (Kapitel 2), in dem die Standardwerke des Forschungsfeldes, wie das von Dietrich Geyer, überhaupt keine Erwähnung finden, und das fünfte Kapitel über die Geschichte der Bauern von der Bauernbefreiung bis zur Kollektivierung geraten.

Der Text verzichtet auf Fußnoten und enthält bisweilen umgangssprachliche Ausdrücke. Dennoch bewegt er sich auf dem Niveau der gesicherten älteren wie auch der neuesten Erkenntnisse in der Forschung. Dass die Darstellung eher für ein breites Publikum als für Spezialisten gedacht ist, beweist auch die Tatsache, dass im Literaturverzeichnis aus der unglaublichen Masse der russischsprachigen Untersuchungen nur zwei Titel genannt werden. Einschübe im Text dienen der Definition von wesentlichen Begriffen. Informativ sind auch die kurzen biographischen Anmerkungen am Schluss zu führenden Protagonisten während der revolutionären Ereignisse.

Die Autorin und der Autor beschränken sich aber nicht nur auf eine reine Ereignisgeschichte, sondern ziehen auch Erklärungsmuster heran, so die sich zuspitzende Gewalt­erfahrung der russischen Massen, die schließlich in den Massenerschießungen der Tscheka gemündet sei.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass das kleine Buch den Zweck, eine kurze Einführung und einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu bieten, vollständig erfüllt.

Georg Wurzer, Tübingen

Zitierweise: Georg Wurzer über: Verena Moritz / Hannes Leidinger: Die Russische Revolution. Wien, Köln, Weimar: Böhlau, 2011. 108 S. = UTB Profile, 3490. ISBN: 978-3-8252-3490-4, http://www.oei-dokumente.de/JGO/erev/Wurzer_Moritz_Die_Russische_Revolution.html (Datum des Seitenbesuchs)

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