Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 4 (2014), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Verfasst von: Gerhard Wettig

 

Marci Shore: The Taste of Ashes. The Afterlife of Totalitarianism in Eastern Europe. London: Heinemann, 2013. XIV, 370 S. ISBN: 978-0-434-02230-4.

Dieses Buch über die Nachwirkungen der kommunistischen Herrschaft im ehemals äußeren Imperium der UdSSR ist höchst ungewöhnlich. Es passt in keine geschichtswissenschaftliche Schublade, denn es ist weder eine historisch-genetische noch eine politisch-analytische oder sozialpsychologische Darstellung, auch wenn es von alledem auch ein klein wenig enthält. Marci Shore, Associate Professor für Geistesgeschichte an der renommierten Yale University, beschreibt, was sie bei ihren zahlreichen Reisen in die früher sozialistischen Länder Osteuropas, vor allem nach Tschechien, in die Slowakei und nach Polen, gesehen und erlebt hat, welche Gespräche sie dort meist mit Personen der mittleren gesellschaftlichen Ebene sowie bei deren Besuchen in den USA geführt hat. Das Gliederungsprinzip des Buches ist die zeitliche Folge der Begegnungen. Auf diese Weise lässt die Autorin den Leser teilnehmen an ihren vielfältigen Erfahrungen und an ihren zwischengestreuten Informationen über diese und jene Geschehnisse der kommunistischen Zeit, welche die gesellschaftliche Entwicklung des betreffenden Landes insgesamt und/oder auch das individuelle Geschick von Personen bestimmt haben, mit denen sie zusammentrifft.

Das Ergebnis ist ein Werk von eher journalistischem bzw. belletristischem Charakter, dessen Qualität mit acht Preisen, darunter dem National Jewish Book Award, anerkannt worden ist. Im Vordergrund der Eindrücke, welche die Autorin übermittelt, stehen persönliche Schicksale. Wie vermochten es manche, mit allen Problemen und Schwierigkeiten eines Regimes mit totalitärem Anspruch noch irgendwie fertigzuwerden, während andere das nicht schafften und ein Trauma davontrugen? Wer sich mit dem schwierigen Erbe des sozialistischen Systems im Osten Europa auf lockere Weise auseinandersetzen will und keine systematische Unterrichtung darüber anstrebt, sollte zu dem Buch von Marci Shore greifen.

Gerhard Wettig, Kommen

Zitierweise: Gerhard Wettig über: Marci Shore: The Taste of Ashes. The Afterlife of Totalitarianism in Eastern Europe. London: Heinemann, 2013. XIV, 370 S. ISBN: 978-0-434-02230-4, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Wettig_Shore_Taste_of_Ashes.html (Datum des Seitenbesuchs)

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