Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 2 (2012), 4 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Verfasst von: Stefan Rohdewald

 

Aleksandr I. Cepkov: Rjazanskij kraj i sosednie zemli do serediny XIII veka. V 2 tomach. Vtoroe izd., pererab., ispr. i dopoln. [Das Rjazaner Gebiet und die benachbarten Länder bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. In 2 Bänden. 2., überarb., verb. und erg. Aufl.]. Tom 1. Rjazan’: Aleksandrija, 2010. 767 S., Abb., Tab., Ktn. ISBN: 978-5-94460-054-7.

Aleksandr I. Cepkov: Rjazanskij kraj i sosednie zemli do serediny XIII veka. V 2 tomach. Vtoroe izd., pererab., ispr. i dopoln. [Das Rjazaner Gebiet und die benachbarten Länder bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. In 2 Bänden. 2., überarb., verb. und erg. Aufl.]. Tom 2. Rjazan’: Aleksandrija, 2010. 703 S., Abb., Tab., Ktn. ISBN: 978-5-94460-055-4.

Das umfangreiche Werk setzt sich zum Ziel, das Rjazaner Fürstentum „historisch-archäologisch-geographisch“ von seiner Entstehung bis zum Tatarensturm landesgeschichtlich zu untersuchen. Die Darstellung ist aber in erster Linie aufzählend und hat nicht immer die Herausbildung von Thesen zum Ziel. So finden sich im ersten Band enzyklopädische Einträge zur Geographie (ohne klare Begründung einschließlich aller auf dem Gebiet früher anzutreffenden Tier- und Pflanzenarten), zu Grabungsberichten und Chronikeinträgen. Letztere werden ergänzt durch vollständig zitierte Passagen aus den gemäß den Regeln der Wissenschaft des 18. Jahrhunderts dem Mittelalter nachempfundenen und damit zu dem von Cepkov verfolgten Zweck unbrauchbaren Texten des Historikers Tatiščevs. Große Teile des ersten Bandes zu einzelnen Orten des Fürstentums bestehen aus einem kommentarlosen Quellenkatalog und Atlas mitsamt Grabungsverzeichnissen sowie Skizzen und Abbildungen der Grabungsorte. Der zweite Band versammelt auch Informationen zu den benachbarten Gebieten und zur Entwicklung des Fürstentums bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Studien registrieren akribisch offenbar alles verfügbare Material einschlägiger Kompendien, verfolgen aber zu oft keine erkennbare Fragestellung. Allerdings dient die ausführliche Darstellung der Historiographie an einigen Stellen zur Herausgestaltung faktographisch ausgerichteter Thesen. Auch die Verbindung mit der historischen Geographie wird nutzbar gemacht: So stellt Cepkov fest, dass sich zur Mitte des 12. Jahrhunderts das Zentrum des Fürstentums Murom-Rjazan aus Murom nach Rjazan’ verschob, und er begründet dies mit der geographischen und wirtschaftlichen Entwicklung (Bd. 2, S. 406). Wichtig ist etwa die Beobachtung, dass kleinräumige Landkreise (uezdy) vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert in ihren Grenzen weitgehend unverändert bestehen blieben (Bd. 2, S. 467). Bei der Beschreibung des militärischen Verhältnisses der Wolgabulgaren zur nordöstlichen Rus’ stellt der Verfasser fest, die kriegerischen Handlungen seien nur „lokalen Charakters“ gewesen und hätten die Neutralisierung des jeweiligen Gegners zum Ziel gehabt (Bd. 2, S. 155). Die chronistische Auflistung von Ereignissen spiegelt mehrfach unreflektiert den annalistischen Zugang der mittelalterlichen Geschichtsschreibung wider: „Das Finale ist bekannt: Trotz des verzweifelten Heroismus der Bewohner von Kozel’sk fiel die Stadt“ in die Hand der Horde (Bd. 2, S. 68). Die Wiedergabe von 120 Textseiten einer publizierten Studie von V. N. Mart’janov über die Mordwinen von Arzamas wäre vermeidbar gewesen (Bd. 2, S. 253–373). Kunstgeschichtlich informativ ist das Verzeichnis steinerner Kirchen des Rjazaner Landes. Ein Register numismatischer Funde verdeutlicht die Kontakte wolgabulgarischer Kaufleute mit Zentralasien. Weitere Kapitel versammeln Waffen, Kleidungsgegenstände, Keramik, Schmuck und Wasserwege. Die zahlreichen Abbildungen der Grabungsfunde sind eindrücklich, meist allerdings ohne großen Aufwand in den Werken zugänglich, denen sie entnommen sind. Die beiden umfangreichen enzyklopädischen Bände sind damit allenfalls als ein Steinbruch anzusehen, der zugängliche Informationen geographisch umordnet und wenig kommentiert zusammenstellt: Von „moderner Mediävistik“ bleibt die Darstellung weit entfernt, obschon sie nicht populärwissenschaftlich angelegt ist.

Stefan Rohdewald, Passau

Zitierweise: Stefan Rohdewald über: Aleksandr I. Cepkov: Rjazanskij kraj i sosednie zemli do serediny XIII veka. V 2 tomach. Vtoroe izdanie, pererabotannoe, ispravlennoe i dopolnennoe [Das Rjazaner Gebiet und die benachbarten Länder bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. In 2 Bänden. 2., überarb., verb. und erg. Aufl.]. Tom 1. Rjazan’: Aleksandrija, 2010. 767 S., Abb., Tab., Ktn. ISBN: 978-5-94460-054-7.Aleksandr I. Cepkov: Rjazanskij kraj i sosednie zemli do serediny XIII veka. V 2 tomach. Vtoroe izdanie, pererabotannoe, ispravlennoe i dopolnennoe [Das Rjazaner Gebiet und die benachbarten Länder bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. In 2 Bänden. 2., überarb., verb. und erg. Aufl.]. Tom 2. Rjazan’: Aleksandrija, 2010. 703 S., Abb., Tab., Ktn. ISBN: 978-5-94460-055-4., http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Rohdewald_SR_Cepkov_Rjazanskij_kraj.html (Datum des Seitenbesuchs)

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