Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 3 (2013), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Verfasst von: Heidi Hein-Kircher

 

Gertraud Marinelli-König: Die böhmischen Länder in den Wiener Zeitschriften des Vormärz (1805–1848). Tschechische nationale Wiedergeburt – Kultur und Landeskunde von Böhmen, Mähren und Schlesien – Kulturelle Beziehungen zu Wien. Teil 1. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2011. 1027 S. (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-his­torische Klasse. Sitzungsberichte, Bd. 801 / Veröffentlichungen zur Literaturwissenschaft des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte unter der Leitung von Michael Rössner, Bd. 28). ISBN: 978-3-7001-6551-4.

Das Interesse an den Kronländern der Habsburgermonarchie in der ersten Hälfte des 19. Jh. spiegelt sich auch in Artikeln über Literatur, Kultur und Landeskunde in den nicht-politischen Wiener Unterhaltungsblättern und gelehrten Zeitschriften wider. Weil dabei zahlreiche Berichte von in den jeweiligen Kronländern einheimischen Berichterstattern verfasst worden sind, bilden diese nicht nur den Blick vom Zentrum auf die Peripherie, sondern auch deren kulturelle Selbstrepräsentation ab. Daher trugen diese Berichte zur Aufwertung und Anerkennung der kulturellen Entwicklung wie auch der Identitätsbildung bei.

Diese Prämissen führen zum Kernanliegen des Wiener Vormärz-Slavica-Projektes des Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Nach vier Bänden zur Berichterstattung über Russland (1988) und Oberungarn (2004) sowie über die Polen und Ruthenen (1992) und die Südslawen (1994) legt die Herausgeberin nun den ersten Teilband zu den Böhmischen Ländern vor, wobei die thematische Gliederung im Wesentlichen derjenigen der ersten Bände folgt. Es handelt sich um eine nach Themenbereichen gegliederte kritische Bestandsaufnahme der Berichterstattung zu „Literatur und Schrifttum“, die wiederum in die Abschnitte Belletristik, Literaturkritik, Zeitungs- und Zeitschriftenwesen, Bibliographien und Buchproduktion untergliedert ist. In ihrem Umfang wird die Schwerpunktsetzung der Wiener Berichterstattung deutlich: die Abschnitte zum Presse- und Verlagswesen nehmen einen wesentlich geringeren Umfang ein als die anderen genannten. Neben Angaben zum genauen Fundort werden Berichte und Kurzinformationen wiedergegeben; Rezensionen werden dagegen ohne Inhaltsangabe nur genannt.

Wie die im vorliegenden Band zusammengestellten Berichte beispielsweise über das Auftauchen und die Rezeption der sogenannten Königinhofer Handschrift zeigen, ist der Herausgeberin durch die Aufbereitung des Materials die Gratwanderung zwischen interessantem Lesebuch, Quellensammlung und Nachschlagewerk sehr gut gelungen. Schon dieser Teilband verdeutlicht den bedeutenden Kulturtransfer aus den Böhmischen Ländern und dessen Rezeptionsgeschichte in Wien. Er leistet daher in vergleichender Perspektive einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Wiener Literaturgeschichtsschreibung und zur Kulturgeschichte der Böhmischen Länder im Vormärz. Zu hoffen bleibt daher, dass die noch ausstehenden Teilbände bald folgen.

Heidi Hein-Kircher, Marburg

Zitierweise: Heidi Hein-Kircher über: Gertraud Marinelli-König: Die böhmischen Länder in den Wiener Zeitschriften des Vormärz (1805–1848 ). Tschechische nationale Wiedergeburt – Kultur und Landeskunde von Böhmen, Mähren und Schlesien – Kulturelle Beziehungen zu Wien, Teil 1, Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2011 (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte, Bd. 801/Veröffentlichungen zur Literaturwissenschaft des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte unter der Leitung von Michael Rössner, Bd. 28). ISBN: 978-3-7001-6551-4, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Hein-Kircher_Marinelli-Koenig_Boehm-Laender.html (Datum des Seitenbesuchs)

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