Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 4 (2014), 3 Rezensionen online / Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Verfasst von: Manfred Alexander

 

Die hussitische Revolution. Religiöse, politische und regionale Aspekte. Hrsg. von Franz Machilek. Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 2012. VI, 292 S., 2 Abb. = Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, 44. ISBN: 978-3-412-20891-2.

Der Sammelband fasst die Vorträge zusammen, die auf der 46. Arbeitstagung des Instituts für ostdeutschen Kirchen- und Kulturgeschichte vom 6. bis 9. August 2008 im Bildungshaus Schloss Spindlhof der Diözese Regensburg gehalten worden sind; zwei Beiträge sind zusätzlich aufgenommen.

Der Herausgeber gliedert die Aufsätze in drei Gruppen, von denen die ersteGrundsätzliche Perspektivenüberschrieben ist. Georg Denzler eröffnet den Band mit einer Betrachtung der Diskussion über die Kirchenreform um 1400; Peter Hilsch referiert in Zusammenfassung seines Buches kurz das Leben und Wirken von Jan Hus; dem Laienkelch und dessen Verteidigung durch Jan Rokycana widmet Dušan Coufal einen philologisch orientierten Beitrag; Blanka Zilynská schreibt über hussitische Synoden und Jaroslav Boubín über Petr Chelčický. Von wirklich grundsätzlicher Art sind die Ausführungen über das Problem der Toleranz im 15. Jahrhundert von Winfried Eberhard, der die Unterschiede zwischen der pragmatischen Lösung des Toleranzproblems durch den Kaiser Sigismund und der Bekehrungserwartung der katholischen Kirche herausarbeitet.

Im zweiten Teil werden zum Problemkreis der regionalen Aspekte des Hussitismus z.T. neue Forschungsergebnisse präsentiert. Herausragend sind die Beiträge des Herausgebers selbst über die Beziehungen der Hussiten zu Schlesien und zur Oberpfalz, die umfangreiche Literaturberichte darstellen. Teile von geplanten oder bereits fertigen Arbeiten finden sich in den Beiträgen von Heike Faltenbacher über die Stadt Eger, von Miloslav Polívka über die Handelsbeziehungen Nürnbergs mit Böhmenbei denen trotz offiziellen Handelsverbots auch die Hussiten eine Rolle spielten, von Franz Fuchs über einen deutschenHussitenund in dem materialreichen Bericht von Micha­e­la Bleicher überKriegsführung und Kriegsalltagim böhmisch-bayrischen Grenzgebiet, in dem z.B. die Kosten für die Söldner und den Besuch des Kaisers beim Herzog von Niederbayern in Straubing aufgelistet werden. Aus dem thematischen Rahmen fällt der Beitrag von Gisela Vollmann-Profe über die Hussiten in den Chroniken des Deutschen Ordens in Preußen.

Im dritten Teil findet sich nur der Aufsatz von  Thomas Wünsch über Jan Hus im 19. Jahrhundert, in dem dessen Symbolwirkung für die tschechische Nationalhistoriographie in der Interpretation durch František Palacký behandelt wird. Im Streit zwischen Tomáš G. Masaryk und Josef Pekár über denSinn der tschechischen Geschichtereicht dieses Thema noch ins 20. Jahrhundert. Nach manchem kleinschrittigen philologischen Text in diesem Sammelband endet er also mit einer grundsätzlichen Betrachtung derProblematik von politischen und allgemeinaktualistischen Interpretationslinien(S. 277).

Leider ist dem Band keine Information über die Autoren beigefügt; dafür bürgt aber diekirchliche Druckerlaubnisdurch das Erzbistum Köln für die korrekte Ausrichtung des Bandes über denböhmischen Ketzer.

Manfred Alexander, Köln

Zitierweise: Manfred Alexander über: Die hussitische Revolution. Religiöse, politische und regionale Aspekte. Hrsg. von Franz Machilek. Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 2012. VI, 292 S., 2 Abb. = Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, 44. ISBN: 978-3-412-20891-2., http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Alexander_Machilek_Die_hussitische-Revolution.html (Datum des Seitenbesuchs)

© 2014 by Institut für Ost- und Südosteuropastudien in Regensburg and Manfred Alexander. All rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact jahrbuecher@ios-regensburg.de

Die digitalen Rezensionen von „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews“ werden nach den gleichen strengen Regeln begutachtet und redigiert wie die Rezensionen, die in den Heften abgedruckt werden.

Digital book reviews published in Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews are submitted to the same quality control and copy-editing procedure as the reviews published in print.