Jahrbücher für Geschichte Osteuropas

Im Auftrag des Instituts für Ost- und Südosteuropastudien Regensburg
herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Ausgabe: 63 (2015), 1, S. 116-117

Verfasst von: Helmut Keipert

 

Slovar knižnikov i knižnosti Drevnej Rusi [Wörterbuch der Autoren und der Literatur der Alten Rus]. Vyp. 2. (Vtoraja polovina XIV – XVI v.) [Bd. 2. (Zweite Hälfte des 14 bis 16. Jh.)]. Čast 3. Bibliografičeskie dopolnenija. Priloženie [Teil 3. Bibliographische Ergänzungen. Beilage]. Redaktor D. M. Bulanin. S.-Peterburg: Bulanin, 2012. LXIV, 767 S. ISBN: 978-5-86007-683-9.

Das seit 1987 in Petersburg herausgegebene Lexikon der Werke, Autoren, Redaktoren, Übersetzer in der Literatur der Alten Rusist mit seinen früheren Teilbänden in dieser Zeitschrift regelmäßig angezeigt worden (vgl. Band 37 [1989], S. 629; 38 [1990], S. 470; 42 [1992], S. 312; 47 [1999], S. 586–587; 53 [2005], S. 295–297) und muss deshalb als solches nicht mehr vorgestellt werden. Der vor dem bereits angekündigten Register jetzt noch erschienene dritte Band zur zweiten Abteilung weicht insofern vom herkömmlichen Aufbau dieses Wörterbuchs ab, als er keine neuen Artikel mehr enthält, sondern nur zu den 19881989 publizierten einschlägige ältere Literatur nachträgt und neuere bis etwa 20102011 ergänzt, die von D. M. Bulanin und O. V. Tvorogov zusammengestellt worden ist (S. 3426). Vollends eine Überraschung für den vor allem an bibliographischen Auskünften interessierten Leser ist die danach alsBeilageabgedruckte umfangreiche Abhandlung Bulanins unter dem Titel Opyt kompleksnogo opisanija. Afon v drevnerus­skoj pismennosti do konca XVI v. (Iz istorii obraza po pamjatnikam, učtennym vSlovare knižnikov i knižnosti Drevnej Rusi“, a takže propuščennym pri ego podgotovke) [Versuch einer umfassenden Beschreibung. Der Berg Athos im altrussischen Schrifttum bis zum Ende des 16. Jh. (Aus der Geschichte seines Bildes nach den im Wörterbuch der Autoren und des Schrifttums der Alten Rusberücksichtigten, aber auch nach den bei dessen Vorbereitung ausgelassenen Denkmälern)](S. 427763). Separat geheftet und wirklich dem Buch nur beigelegt sind schließlich die römisch (I-LIV) paginierten Zametki bibliografa [Bemerkungen des Bibliographen] Bulanins, obwohl sie im Inhaltsverzeichnis auf S. [767] mit römischIals Teil des Bandes ausgewiesen werden (dabei aber dessen arabische Seitenzählung unterbrechen!).

Die bibliographischen Ergänzungen scheinen nach dem GrundsatzWer vieles bringt, wird manchem etwas bringengesammelt zu sein, und so dürfte jeder, der bei der Durchsicht weiterführende Hinweise erhält, den beiden Kompilatoren für ihre Mühe Dank sagen. Insbesondere die russischen Benutzer des Bandes haben wiederholt Gelegenheit, vielleicht zum ersten Mal von der Existenz sie interessierender Arbeiten zu erfahren, die im Ausland und in anderen Sprachen als Russisch veröffentlicht worden sind, und nichtrussische Leser können eine Vorstellung davon gewinnen, welche Fülle einschlägiger russischer Publikationen gerade in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Moskau und Petersburg entstanden ist. Die Kehrseite der hier erklärtermaßen großzügig gehandhabten Materialerfassung ist, dass man etwa s.v. Afanasij (v miru Andrej) von nicht weniger als 62 meist kürzeren Arbeiten ein und desselben Verfassers zur Stepennaja kniga Notiz zu nehmen hat (S. 2528) oder s.v. Makarij einer von dessen heutigen Namensvettern sogar mit deren 80 in Erscheinung treten darf (S. 276280) und das, obwohl Bulanin sich in seinem Addendum von derartigerGraphomanieausdrücklich distanziert (S. XVIII). Auf der anderen Seite hat er es faute de mieux für gerechtfertigt gehalten, unter der Sekundärliteratur aus größeren Werken selbst Fundstellen von lediglich ein, zwei Seiten mitzuteilen (S. VIII), etwa s.v. Avraamij (S. 5), obwohl da schwerlich eine plausible Grenze zu ziehen ist, zumal wenn in verschiedenen Artikeln selbst seit langem erschienene Bücher in Petersburg noch immer nichtentdeckt‘ zu sein scheinen, z. B. s.v. Aleksej (Aleksij) (S. 913) V. E. Ušakovs Moskauer Akzentwörterbuch zu und W. Lehfeldts Kölner Nachdruck von dessen Neuem Testament (1982 bzw. 1989). Immerhin aber belegen s.v. Gennadij die jetzt nachgetragenen Publikationen G. Freidhofs aus den siebziger Jahren (S. 5458), dass die beiden Bearbeiter das ihnen seit 1988 Bekanntgewordene auch allgemein zur Kenntnis geben wollen.

Mit ihren über dreihundert Seiten ist Bulanins Untersuchung zum Athos-Bild in der Alten Ruseher ein eigenes Buch als eine bloße Beilage. Formal ist dieser Teil des Bandes mit dem bisherigen Ziel und Aufbau des Slovar nur dadurch verbunden, dass er nach der eigentlichen Abhandlung (S. 429634 in fortlaufendem, nur durch Absätze gegliedertem Text) noch sechzehn Wörterbuchartikel zu Werken mit Athosbezug bietet, die in der Ausgabe von 1988/89 unberücksichtigt geblieben sind (S. 635738). Aber dass sich an diese Folge relativ ausführlich gehaltener Beschreibungen auch noch die Erstedition von drei athonitischen Texten anschließt (S. 739[763]), sprengt gleichfalls den Rahmen eines nach Möglichkeit kurz und bündig informierenden Nachschlagewerks.

Für einen Außenstehenden nicht zu beurteilen ist im übrigen, inwieweit das lose beigegebene Heft mit Bulanins Bemerkungen als Bibliograph wirklich noch einen Teil des Buches darstellt, wenn das den Band herausgebende Petersburger Akademieinstitut auf seiner Homepage erklärt, dass dieser Artikel in das Inhaltsverzeichnis nachträglich und fehlerhaft eingefügt worden sei. Das sollte freilich niemanden hindern, ihn gleichfalls zu lesen und dabei festzustellen, dass hier nicht so sehr der Bibliograph spricht (S. IXVI), sondern sich vor allem ein um die ganzheitliche Würdigung der Schriftkultur der Alten Rusbesorgter Wissenschaftler zu seiner Meinung nach fragwürdigen Trends in der gegenwärtigen Forschung seines Fachs äußert (S. XVILIV).

Helmut Keipert, Bonn

Zitierweise: Helmut Keipert über: Slovar’ knižnikov i knižnosti Drevnej Rusi [Wörterbuch der Autoren und der Literatur der Alten Rus’]. Vyp. 2. (Vtoraja polovina XIV – XVI v.) [Bd. 2. (Zweite Hälfte des 14 bis 16. Jh.)]. Čast’ 3. Bibliografičeskie dopolnenija. Priloženie [Teil 3. Bibliographische Ergänzungen. Beilage]. Redaktor D. M. Bulanin. S.-Peterburg: Bulanin, 2012. LXIV, 767 S. ISBN: 978-5-86007-683-9, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/Rez/Keipert_Bulanin_Slovar_kniznikov_i_kniznosti.html (Datum des Seitenbesuchs)

© 2015 by Institut für Ost- und Südosteuropastudien Regensburg and Helmut Keipert. All rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact jahrbuecher@ios-regensburg.de

Die digitalen Rezensionen von „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews“ werden nach den gleichen strengen Regeln begutachtet und redigiert wie die Rezensionen, die in den Heften abgedruckt werden.

Digital book reviews published in Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. jgo.e-reviews are submitted to the same quality control and copy-editing procedure as the reviews published in print.