Jahrbücher für Geschichte Osteuropas

Herausgegeben im Auftrag des Osteuropa-Instituts Regensburg
von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Band 58 (2010) H. 3, S.  471-471

Isabel Wünsche Harmonie und Synthese. Die russische Moderne zwischen universellem Anspruch und nationaler kultureller Identität. Wilhelm Fink Verlag München 2008. 119 S. ISBN 978-377054686-2.

Nicht nur an die slavistisch-osteuropahistorische Fachwelt gewandt resümiert die Verfasserin den Dualismus Russland – Westeuropa unter modernen Aspekten. Gegenüber den nach dem Zweiten Weltkrieg erschienenen Werken, überwiegend von Emigranten verfasst (z.B. Bubnovs Übersetzungen, Tschižewskijs „Russische Geistesgeschichte“), greift Wünsche viel weiter aus und bezieht die Natur- und Humanwissenschaften in die Betrachtung ein: die Rezeption des Darwinismus, den Neukantianismus bis hin zur Tektologie Bogdanovs, die Neurobiologie mit der Reflexologie Bechterevs. In diesem Kontext entsteht auch die moderne Kunst Russlands als europäische Moderne. Das russische Bildungsbürgertum im späten Zarenreich – die Verfasserin gebraucht noch den Terminus intelligencija – hing dem gesamteuropäischen Erkenntnisoptimismus an, es hegte die Überzeugung, Russland sei dazu berufen, „die harmonische Vereinigung von Orient und Okzident und die symbiotische Ergänzung ihrer Kulturtraditionen vorzunehmen“ (S. 105). „The Cubist War“ (Stephen Kern 1983) beendete die Harmonie.

Frank Kämpfer, Hamburg

Zitierweise: Frank Kämpfer über: Isabel Wünsche Harmonie und Synthese. Die russische Moderne zwischen universellem Anspruch und nationaler kultureller Identität. Wilhelm Fink Verlag München 2008. ISBN 978-377054686-2, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. Neue Folge, 58 (2010) H. 3, S. 471-471: http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/Rez/Kaempfer_Wuensche_Harmonie_und_Synthese.html (Datum des Seitenbesuchs)